Einführung in Anleihen

In Kürze:

  • Eine Anleihe ist eine Schuldverschreibung, bei der Käufer der Anleihe, dem Herausgeber (Emittenten) Geld leiht.
  • Dafür bekommt der Käufer bzw. Anleger regelmäßige Zinszahlungen (Kupons) über die Laufzeit der Anleihe.
  • Am Ende der Laufzeit, zur Fälligkeit, wird die Anleihe zu 100% (dem Nennwert) zurückgezahlt.
  • Anleihen beinhalten das Recht auf Rückzahlung, lassen sich aber auch vor der Fälligkeit über die Börse verkaufen.
  • Da der Wert einer Anleihe (der Nennwert bei Rückzahlung) fix ist und 100% beträgt, werden Anleihen i.d.R. mit ihrem Relativwert gehandelt, können unter oder über ihrem Nennwert notieren.
  • Die Rendite einer Anleihe setzt sich aus dem (Nennwert  – Kaufpreis) + Zinskupon abzgl. Kosten zusammen.

Arten von Anleihen:

  1. Staatsanleihen: Von Regierungen emittierte Anleihen zur Finanzierung öffentlicher Ausgaben. Sie gelten oft als sicherer, da sie durch die Staatsgewalt gestützt werden.
  2. Unternehmensanleihen: Von Unternehmen emittierte Anleihen zur Kapitalbeschaffung. Die Rendite kann höher sein als bei Staatsanleihen, aber das Risiko ist auch größer, abhängig von der Bonität des Unternehmens.
  3. Kommunalanleihen: Von Städten, Gemeinden oder anderen lokalen Gebietskörperschaften ausgegebene Anleihen zur Finanzierung von Infrastrukturprojekten. Sie sind oft mit der Einnahmefähigkeit der lokalen Regierung verbunden.
  4. Pfandbriefe: Durch Hypotheken oder öffentliche Schulden besicherte Anleihen von Finanzinstituten. Sie bieten zusätzliche Sicherheit für die Anleger.
  5. 5. Inflationsindexierte Anleihen: Der Nennwert dieser Anleihen passt sich an die Inflationsrate an. Investoren erhalten somit einen gewissen Schutz vor Kaufkraftverlust.
  6. Hochzinsanleihen (Junk Bonds): Anleihen von Unternehmen mit niedrigerer Bonität. Sie bieten höhere Renditen, gehen jedoch mit einem höheren Ausfallrisiko einher.
  7. Wandelanleihen: Anleihen, die in Aktien des Emittenten umgewandelt werden können. Diese bieten eine Mischung aus festverzinslichen und aktienähnlichen Merkmalen.
  8. Nachhaltige Anleihen: Anleihen, deren Mittel für umweltfreundliche oder soziale Projekte verwendet werden. Sie fördern ethisches Investieren.

Die unterschiedlichen Anleihen haben auch unterschiedliche Risiko- und Renditeprofile.

Faustregel: Die Bonität des Herausgebers (Emittenten) bestimmt die Sicherheit der Anleihe, denn sie musss irgendwann zurückgezahlt werden. Staatsanleihen gelten oft als sicherer, aber niedriger rentabel im Vergleich zu Unternehmensanleihen. Aber: je höher der Zinskupon, desto genauer sollte man prüfen, denn es deutet auf ein höheres Risiko hin.


Auswahlkriterien für den Anleihekauf:

  1. Rendite und Risiko: Höhere Renditen bedeuten höhere Risiken. Je wahrscheinlicher ein Ausfall der Anleihe, desto höher die Rendite – sozusagen der Risikozuschlag.
  2. Laufzeit: Je länger die Laufzeit einer Anleihe, desto höher kann das Zinsänderungsrisiko sein. Die Marktzinsen werden den Wert der anleihe ändern, was sich beim Verkauf niederschlagen wird. Steigende Marktzinsen = steigende Anleihezinsen, aber fallender Anleihewert – und umgekehrt.
  3. Wechselkursrisiko: Wenn die Währung, in der die Anleihe notiert, von der Währung des Anlegers abweicht. Dies kann zu potenziellen Gewinnen oder Verlusten aufgrund von Wechselkursschwankungen führen.
  4. Bonität: Die (Zins- und Rück-) Zahlungsfähigkeit des Emittenten. Ratings von Agenturen wie Moody’s oder Standard & Poor’s können helfen dabei, die Kreditwürdigkeit zu bewerten. Diese werden sich auch auf den Anleihewert niederschlagen.
  5. Diversifikation: Um Risiken zu minimieren gilt es, anhand des persönlichen Rendite- Risikoprofils zu streuen.
  6. Zinszahlungen: Wie oft werden Zinsen gezahlt. Monatlich, quartalsweise oder jährlich.
  7. Inflationsausgleich: Manche Anleihen enthalten Mechanismen, , um sich gegen Inflation abzusichern und den dadurch entstandenen Kaufkraftverlust auszugleichen. Sowohl Nennwert als auch Zinszahlungen werden entsprechend der Inflationsrate angepasst.
  8. Liquidität (der Anleihe): Wie leicht lässt sich die Anleihe kaufen oder verkaufen. Je liquider, desto geringer ist das Risiko von Preisverzerrungen.

Bewertung einer Anleihe:

Die Bewertung einer Anleihe bezieht sich häufig auf den aktuellen Marktwert unter Berücksichtigung von Zinsen und Renditen. Lässt man die Anleihe bis zur Fälligkeit laufen, gilt also die Differenz zwischen Kaufwert und Nennwert + aller Zinszahlungen abzgl. Transaktionskosten.

Angenommen, die Anleihe weist folgende Merkmale auf:

  • Nennwert der Anleihe: 1.000 USD
  • Zinssatz: 5% pro Jahr
  • Laufzeit: 5 Jahre

Schritt 1: Berechnung der jährlichen Zinszahlungen (Kupons):

Jährlicher Kupon = Nennwert × Zinssatz => 1.000 USD × 0,05 = 50 USD

Schritt 2: Berechnung der Gesamtrendite:

Wird die Anleihe für ihren Nennwert erworben = Summe der Zinszahlungen abzgl. Kosten = 5 x 50USD = 250 USD – Kosten

Angenommen man konnte die Anleihe für weniger, z. B. 97% erwerben (statt 100% Nennwert), dann:

  • Nennwert – Kaufwert => 1.000 USD – 970USD = 30USD + (5x50USD Zinszahlungen) = 280USD
  • Geteilt durch 5 Jahre ergibt das eine annualisierte Rendite von 5,6% (abzgl. Kosten und Steuern).

Eine gängige Methode zur Bewertung von Anleihen ist die Barwertmethode, bei der die zukünftigen Cashflows diskontiert werden. Dabei können soweit möglich auch Zins- oder Wechselkursschwankungen sowie Kursgewinne/-verluste bei Verkauf vor Fälligkeit berücksichtigt werden.

Mögliche Kosten beim Anleihehandel:

  1. Transaktionskosten: Anfallende Transaktionskosten bei Kauf oder Verkauf
  2. Gebühren für Depotführung
  3. Steuern: Bei Anleihen handelt es sich um verzinsliche Wertpapiere. Sowohl die Zinszahlungen als auch die Kursgewinne unterliegen der Abgeltungsteuers.
  4. Kosten für professionelle Beratung: Bei Inanspruchnahme von Finanzberatung oder ähnlichen Beratungsdienstleistungen können Beratungsgebühren anfallen.
  5. Ratingservices: Wenn Sie auf externe Ratingservices zurückgreifen, um die Bonität von Anleihen zu bewerten, können damit verbundene Gebühren anfallen.
  6. Wechselkursrisiken: Bei Investitionen in ausländische Anleihen besteht das Risiko von Wechselkursschwankungen.
  7. Inflation und Zinsänderungen: Obwohl wie Wechselkursschwankungen nicht direkt eine Gebühr, ist es wichtig, die Auswirkungen davon auf die Kaufkraft des investierten Kapitals sowie den Wert der Anleihe zu berücksichtigen.
  8. Kosten für Absicherungsinstrumente (Hedging): Wenn man Ausfall-, Inflations- oder Währungsrisiken absichern möchten, können Kosten für entsprechende Derivate anfallen.

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