US-Notenbank FED signalisiert vorsichtigere Zinspolitik und längeren Inflationskampf

Die US-Notenbank Federal Reserve (FED) hat auf ihrer jüngsten Sitzung eine behutsamere Haltung hinsichtlich künftiger Zinssenkungen signalisiert. Die überarbeitete Erklärung der FED hebt das „Ausmaß und den Zeitpunkt“ zukünftiger Anpassungen der Federal Funds Rate hervor – ein klarer Hinweis auf zunehmende Unsicherheit über den weiteren geldpolitischen Kurs. Diese Änderung verdeutlicht, dass die Zentralbank ihre Entscheidungen stärker von der Entwicklung der wirtschaftlichen Daten abhängig machen wird.

Zinsprognosen für 2025 gesenkt

Laut dem aktuellen Dot-Plot erwartet die FED für 2025 weniger Zinssenkungen als zuvor angenommen. Der Median der Beamten prognostiziert einen Leitzins von 3,9 %, was zwei Zinssenkungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte weniger bedeutet als in der September-Prognose.

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Quelle: federalreserve.gov

Grund dafür ist die Annahme, dass die Inflation hartnäckiger bleiben könnte als zuvor gedacht. Für das Jahr 2025 rechnet die FED mit einer Kerninflation von 2,5 % statt der zuvor geschätzten 2,2 %. Auch die allgemeine PCE-Inflation wird mit 2,5 % höher eingeschätzt.

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Quelle: federalreserve.gov

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Inflationsentwicklung

FED-Chef Jerome Powell betonte, dass die Inflation zwar allmählich zurückgehe, jedoch noch kein Anlass zur Entwarnung bestehe. „Die Geschichte, warum die Inflation zurückgeht, ist immer noch intakt“, erklärte Powell, betonte jedoch, dass es möglicherweise ein bis zwei Jahre dauern könnte, bis das Inflationsziel von 2 % erreicht werde. Besonders im Wohnungsmarkt sei ein kontinuierlicher Preisrückgang zu verzeichnen. Zudem habe sich das Lohnwachstum abgeschwächt, was auf eine Normalisierung des Arbeitsmarktes hindeute.

Abwägung zwischen Inflation und Konjunktur

Powell räumte ein, dass die Unsicherheit über die Inflationsentwicklung zugenommen habe. „Wenn der Weg unsicher ist, geht man etwas langsamer“, so Powell. Er bekräftigte jedoch, dass die FED eine restriktive Geldpolitik weiterhin für notwendig halte, um das Inflationsproblem in den Griff zu bekommen. Eine Zinsanhebung im kommenden Jahr sei jedoch „nicht wahrscheinlich“, was für eine Phase der geldpolitischen Zurückhaltung spricht.

Geopolitische Risiken und wirtschaftlicher Ausblick

Trotz globaler Unsicherheiten sieht Powell die US-Wirtschaft auf einem soliden Kurs und besser aufgestellt als die ihrer internationalen Konkurrenten. „Die Aussichten für unsere Wirtschaft sind gut“, sagte er. Auch wenn geopolitische Spannungen weiterhin ein Risiko darstellen, werde die Notenbank nicht überreagieren.

Fazit

Die jüngsten Signale der FED deuten auf eine vorsichtigere geldpolitische Haltung hin, geprägt von Unsicherheit über die Inflationsentwicklung. Während die Zentralbank bereit ist, das Tempo künftiger Zinssenkungen zu drosseln, bleibt ihr langfristiges Ziel klar: Die Inflation muss auf 2 % zurückkehren, auch wenn dies länger dauern sollte als ursprünglich angenommen.

Blick auf die Märkte

Die Reaktion der Finanzmärkte auf die Aussagen der FED fiel deutlich aus. Ein überwigend tiefrotes Bild.

Quelle: finviz.com

Gleichzeitig machte der US-Dollar einen deutlichen Sprung nach oben, u.a. unterstützt durch die Aussicht auf länger restriktive Geldpolitik.

Quelle: Tradingview

Auch die Renditen von US-Staatsanleihen stiegen merklich an, was den Druck auf risikoreiche Anlagen zusätzlich verstärkte. Insgesamt signalisierten die Märkte Nervosität angesichts der ungewissen geldpolitischen Zukunft.

Quelle: investing.com

Ausblick und Prognose für die Finanzmärkte nach den FED-Aussagen

Die jüngsten Aussagen der US-Notenbank FED deuten auf eine vorsichtigere, aber weiterhin restriktive Geldpolitik hin. Dies wird voraussichtlich unterschiedliche Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben.

Die Finanzmärkte werden wahrscheinlich durch Unsicherheit und schwankende Erwartungen über die künftige FED-Politik geprägt bleiben. Während eine stabilere Inflationsentwicklung mittelfristig Entspannung bringen könnte, werden die Märkte sensibel auf jede neue wirtschaftliche Datenveröffentlichung reagieren. Anleger sollten auf Diversifikation und ein ausgewogenes Risiko-Rendite-Verhältnis setzen, um potenzielle Schwankungen abzufedern.

Aktienmärkte: Volatilität wahrscheinlich

Die Unsicherheit über den künftigen Zinskurs könnte die Aktienmärkte volatil halten. Wachstumswerte, insbesondere Technologieaktien, die empfindlich auf Zinsänderungen reagieren, könnten unter Druck geraten. Gleichzeitig könnten defensivere Sektoren wie Versorger und Basiskonsumgüter stabil bleiben oder profitieren. Die Aussicht auf eine geringere Wahrscheinlichkeit von Zinserhöhungen im Jahr 2024 könnte jedoch längerfristig wieder Unterstützung für risikoreiche Anlagen bieten.

Anleihenmärkte: Steigende Renditen möglich

Mit einer anhaltend restriktiven Geldpolitik dürften die Renditen lang- und mittelfristiger US-Staatsanleihen weiter hoch bleiben. Die Erwartung, dass die FED weniger Zinssenkungen für 2025 plant, könnte die Renditen 10-jähriger Anleihen stabilisieren oder sogar weiter steigen lassen. Investoren könnten sich verstärkt auf inflationsgeschützte Anleihen konzentrieren, falls die Inflationsrisiken hoch bleiben.

Devisenmärkte: Stärkung des US-Dollars

Ein restriktiverer FED-Kurs könnte den US-Dollar gegenüber anderen Währungen stützen. Falls die globalen Zentralbanken früher als die FED mit Zinssenkungen beginnen, wird der Dollar als sicherer Hafen weiter nachgefragt bleiben. Dies könnte Schwellenländerwährungen belasten, die oft auf Kapitalzuflüsse aus den USA angewiesen sind.

Rohstoffmärkte: Gold und Öl im Fokus

Gold dürfte von der anhaltenden Inflationsunsicherheit profitieren, da es als Inflationsschutz dient. Gleichzeitig könnte der stärkere US-Dollar den Goldpreis begrenzen. Die Ölpreise könnten durch die globale Konjunkturentwicklung und geopolitische Risiken beeinflusst werden, da die FED weiterhin von einer stabilen US-Wirtschaft ausgeht.

Kryptowährungen: Eingeschränkte Erholung

Die Zurückhaltung der FED gegenüber Kryptowährungen, wie Powells explizite Ablehnung von Bitcoin-Reserven, könnte den Kryptomarkt dämpfen. Dennoch bleibt dieser Markt stark von spekulativen Strömen und technologischen Entwicklungen abhängig, was kurzfristig für zusätzliche Schwankungen sorgen könnte.

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