Warum Privatanleger Schwierigkeiten haben, Warren Buffetts Depot nachzuhandeln – und was sie tun können

Warren Buffett gilt als einer der erfolgreichsten Investoren aller Zeiten. Viele Privatanleger versuchen, seinem Ansatz zu folgen, indem sie seine Investitionen und Strategien nachahmen. Doch trotz aller Bemühungen scheitern viele daran, Buffetts Depot erfolgreich zu kopieren. Es gibt zahlreiche Gründe, warum das so ist. Ein aktueller Artikel erschienen im Handelsblatt befasst sich damit: Warren Buffett: Wieso Anleger scheitern, wenn sie ihn kopieren (handelsblatt.com)

Ich fasse die die genannten Hürden zusammenfassen und ergänze sie um zwei häufig übersehene wie entscheidende Aspekte: Buffetts Optionenhandel sowie die emotionalen Herausforderungen, die ein stark fokussiertes, langfristiges Investieren mit sich bringt.

Die größten Herausforderungen beim Nachhandeln von Buffetts Depot

  1. Langer Anlagehorizont Buffett ist bekannt für seinen extrem langfristigen Anlagehorizont. Viele seiner Investitionen laufen über Jahrzehnte, manchmal sogar für immer. Für Privatanleger, die oft kurzfristige Gewinne suchen oder deren persönliche finanzielle Situation dies nicht zulässt, ist es schwierig, solche langen Zeiträume zu überbrücken.
  2. Verzögerte Veröffentlichung von Transaktionen Als Großinvestor ist Buffett verpflichtet, seine Transaktionen öffentlich zu machen. Allerdings wird dies oft erst Wochen oder Monate nach dem tatsächlichen Kauf oder Verkauf bekannt, was den Vorteil einer frühen Positionierung zunichtemacht. Bis Privatanleger reagieren können, haben sich die Kurse oft schon deutlich verändert.
  3. Der „Buffett-Effekt“ Sobald bekannt wird, dass Buffett eine Aktie gekauft hat, springen viele Kleininvestoren mit auf und der Kurs steigt unter dem Nachfrageschock sprunghaft an. Der sogenannte „Buffett-Effekt“. Er führt dazu, dass Privatanleger letztlich zu deutlich höheren Preisen einsteigen, was das Renditepotenzial erheblich schmälert.
  4. Besondere Konditionen Buffett handelt oft mit speziellen Konditionen, über Vorzugsaktien oder Optionen, die es ihm erlauben, zu deutlich besseren Bedingungen zu investieren. Dazu generiert er über den Optionshandel noch zusätzliche Erträge. Dazu später mehr.
  5. Übergewichtete, fokussierte Positionen Ein wesentlicher Grund, warum es schwierig ist, Buffetts Erfolg nachzuahmen, ist die extreme Konzentration seines Portfolios. Ein paar wenige Positionen machen einen Großteil seines Portfolios aus, was der üblichen Empfehlung zur Diversifikation widerspricht. Besonders auffällig ist seine Apple-Position, die zeitweise über 50 Prozent des Portfolios ausmachte und heute noch bei 30 Prozent liegt.

Buffetts Transaktionen basieren auf sorgfältiger Analyse und einem gewissen Timing. Da Privatanleger seine Käufe und Verkäufe erst mit Verzögerung mitbekommen, fehlt ihnen der zeitliche Vorteil, um zu den gleichen Kursen zu handeln. Dazu investiert er mit einer extrem langfristigen Perspektive und in Unternehmen, die er für viele Jahre oder Jahrzehnte hält. Privatanleger haben oft Schwierigkeiten, diesem langfristigen Ansatz zu folgen, insbesondere wenn der Markt volatil ist oder kurzfristige Verluste auftreten.

Die häufig übersehenen Aspekte: Buffetts Optionenhandel und die emotionale Herausforderungen

Zwei wesentliche Aspekte, die in der Diskussion um Buffetts Erfolg oft untergehen, sind seine Tätigkeiten im Optionshandel sowie die emotionalen Hürden, die mit einem so fokussierten, langfristigen Investmentansatz einhergehen.

Optionenhandel

Während die meisten Privatanleger bei Warren Buffett nur an seine Aktienkäufe denken, spielt der Optionenhandel eine wichtige Rolle in seiner Strategie. Insbesondere ist er dafür bekannt, in großem Stil Verkaufsoptionen (Put-Optionen) zu verkaufen. Durch das Schreiben dieser Optionen verpflichtet sich Buffett, eine bestimmte Aktie zu einem vorab festgelegten Preis zu kaufen, falls der Kurs unter diesen Preis fällt. Diese Strategie bietet ihm mehrere Vorteile:

  • Ertrag durch Prämien: Für das Verkaufen von Optionen erhält er sofort eine Prämie, die als risikofreie Rendite gilt.
  • Kauf zu einem günstigen Preis: Wenn der Kurs der Aktie fällt und die Option ausgeübt wird, erhält er die Aktie zu einem Preis, den er für attraktiv hält.

Für Privatanleger ist der Handel mit Optionen jedoch oft komplex und risikobehaftet. Zudem erfordert es ein hohes Maß an Kapital und Erfahrung, um diese Strategie erfolgreich zu implementieren.

Emotionale Herausforderungen (und Drawdowns)

Ein weiterer entscheidender Punkt, der oft übersehen wird, ist die emotionale Belastung, die mit Buffetts Ansatz einhergeht. Buffett ist bekannt für seine Disziplin und seine Fähigkeit, auch in turbulenten Zeiten ruhig zu bleiben. Dies ist für viele Privatanleger schwer nachzuahmen, da emotionale Faktoren eine große Rolle im Investieren spielen:

  • Lange Durststrecken und Drawdowns: Buffetts Portfolio durchläuft oft längere Phasen, in denen die Aktienkurse stagnieren oder sogar fallen. Für Privatanleger ist es emotional herausfordernd, solche Drawdowns auszuhalten, ohne die Geduld zu verlieren oder in Panik zu verkaufen.
  • Fokussiertes Investieren: Buffett hält vergleichsweise wenige, aber hoch konzentrierte Positionen in seinem Depot. Diese Fokussierung kann zu höheren Schwankungen führen, was für viele Anleger emotional schwer zu verkraften ist, insbesondere in volatilen Marktphasen.

Privatanleger neigen in solchen Situationen oft dazu, übereilte Entscheidungen zu treffen, ihre Strategien zu ändern oder Aktien in der Krise zu verkaufen – all das führt zu suboptimalen Ergebnissen.

Was Privatanleger stattdessen tun können

Angesichts der vielen Hürden, die es schwer machen, Buffetts Depot direkt nachzuahmen, ist es ratsam, alternative Ansätze zu verfolgen. Hier sind einige Handlungsempfehlungen:

  1. Eigene Recherche betreiben Anstatt sich nur auf Buffetts Investments zu konzentrieren, sollten Privatanleger ihre eigene Analyse durchführen und nach Unternehmen suchen, die für ihre individuelle Situation geeignet sind. Buffett selbst betont, wie wichtig es ist, nur in Unternehmen zu investieren, die man versteht.
  2. Langfristige Investitionen Auch wenn es schwerfällt, sollte man versuchen, mit einer langfristigen Perspektive zu investieren. Kurzfristige Marktschwankungen sind normal, und wer geduldig bleibt, hat bessere Chancen, langfristig erfolgreich zu sein.
  3. Diversifikation Buffett konzentriert sich stark auf einige wenige Unternehmen, aber für Privatanleger kann es sinnvoll sein, breiter zu diversifizieren, um das Risiko zu streuen. Eine ausreichende Diversifikation schützt vor den emotionalen Belastungen, die bei hohen Verlusten einzelner Positionen entstehen können.
  4. Geduld und Disziplin Buffetts Erfolg basiert auf Geduld und Disziplin – zwei Eigenschaften, die auch Privatanleger kultivieren sollten. Emotionale Disziplin ist besonders wichtig, um in volatilen Marktphasen ruhig zu bleiben und an der langfristigen Strategie festzuhalten.
  5. Vorsichtiger Umgang mit Optionen Während Buffetts Optionenstrategien für ihn vorteilhaft sind, sollten Privatanleger mit Optionen vorsichtig umgehen. Optionen können zu erheblichen Verlusten führen, wenn sie nicht richtig eingesetzt werden. Es ist wichtig, zunächst ein fundiertes Verständnis von Optionen zu entwickeln, bevor man in den Handel einsteigt.

Fazit

Es ist zweifellos herausfordernd, den Erfolg von Warren Buffett nachzuahmen, da seine Vorgehens- und Denkweise sowie sein Horizont und Disziplin für Privatanleger schwer zugänglich oder nachahmbar sind. Darüber hinaus kommen komplexere Strategien wie der Optionenhandel und die emotionale Belastung durch langfristiges, fokussiertes Investieren hinzu. Dennoch können Privatanleger von Buffetts Grundprinzipien profitieren, indem sie eine langfristige Perspektive einnehmen, diszipliniert und geduldig bleiben und eine eigene fundierte Strategie entwickeln, anstatt ausschließlich seine Investments zu kopieren.

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